Die Ausstellung „Abstrait“ in Lüttich beleuchtet die Frage nach der Aktualität abstrakter Kunst
„Einzig der abstrakten Kunst gewidmet ist die Ausstellung „Abstrait“ im Museum La Boverie, mit einem Mix aus klassischen und zeitgenössischen Künstlern“, erläutert Marc Sterkendries, einer der drei Kuratoren. Entstanden sei diese Ausstellung, die bis zum 18. August zu sehen ist, weil das Museum der bildenden Kunst von Lüttich sehr viele Sammlungen abstrakter Werke aus den 50er, 80er und 90er Jahren besitzt. Die Idee diese zu zeigen hatte die Kuratorin Martine Droixhe. „Sie ist selbst Künstlerin und thematisierte die Frage nach der Bedeutung abstrakter Kunst in unserer Zeit“, erklärt Sterkendries. Nicht nur La Boverie ist Ausstellungsort, sondern eine Vielzahl von Galerien, die parallel dazu abstrakte Künstler präsentieren.
„Hinzu kommen Exponate anderer Museen aus Lüttich aus der ersten Hälfte des 20. und des 21.Jahrhunderts der anderen Museen und der Galerien in Lüttich. Davor war man nicht davon ausgegangen, dass ein Werk nur Farben und Formen ohne jegliche Ähnlichkeit mit der Realität abbildet.
In seiner „Kunst der Farbe“ bringt der Schweizer Maler Johannes Itten, Professor am Bauhaus, den Verzicht auf Form und Farbe auf den Punkt: „Sinn und Aufgabe aller künstlerischen Bemühungen ist die Befreiung des geistigen Wesens von Form und Farbe und die Loslösung von ihrer Gefangenschaft in der Welt des Objekts. Es sind diese Bemühungen, die zur Entstehung der abstrakten Kunst geführt haben.“
Eigentum der Künstlerin. © Foto : Anne-Marie Klenes.
Composition n° 47, 1959 © Jean Gorin © Musée des Beaux-Arts de Liège/La Boverie
© SABAM Belgium 2024
Die zentrale Frage der Ausstellung, was abstrakte Kunst ist und ob sie heute noch Sinn macht, wird durch einen Parcours beantwortet, der zu bedeutenden Werken dieser Kunstrichtung führt und deren Einfluss auf unser Leben beleuchtet. Von Kandinsky bis zu den zeitgenössischen abstrakten Künstlern werden 150 Werke auf 2000m2 Fläche vorgestellt. Exponate großer klassischer Namen, wie unter anderem Malevitch, Vasarely, Léger, De Staël, Poliakoff, Estève, Arp, Nicholson, Degottex, Jacobsen, Mortensen und Sol Lewitt, treffen hier auf zeitgenössische Künstler.
Les blancs sont des couleurs, 1946 © Henri Jean Closon
© Musée des Beaux-Arts de Liège/La Boverie © SABAM Belgium 2024.
Titelfoto: Composition n° 450, 1955 © Sonia Delaunay
© Musée des Beaux-Arts de Liège/La Boverie © SABAM Belgium 2024
Titelfoto
Im Rahmenprogramm stellen sich zeitgenössische Künstler und andere Akteure der Welt der Kunst in Form von Interviews dem Dialog mit den Werken, um den Besuchern die Bedeutung und Vitalität der abstrakten Kunst zu übermitteln. „Abstrait“ zeigt, dass die zeitgenössische Kunst die abstrakte keinesfalls verworfen hat und diese Ausdrucksform mit unendlichen Möglichkeiten noch weit von ihren Grenzbereichen entfernt ist.