Fashion

Moderner Blick in die Vergangenheit

Bei den Pariser Prêt-à-Porter-Schauen Frühjahr-Sommer 2021 besinnen sich die Designer auf die Codes der Modehäuser

„Ich versuche die Dior-Looks aus einer anderen Perspektive neu zu interpretieren, damit sie komfortabler für die Bedürfnisse der Frauen von heute sind“, fasst Dior-Designerin Maria Grazia Chiuri die Frühjahr-Sommer-Kollektion 2021 zusammen. Angelehnt ist ihr opulentes Werk an die Kollagen der Künstlerin Lucia Marcucci, mit der sie zusammen gearbeitet hat. Kollagen spielen auch in den Stoffen der Kollektion eine große Rolle. „Hier vermischen sich Elemente aus verschiedenen Kulturen, um die Geschichte der Textilien zu würdigen und die Art, wie diese die Geschichte der Menschheit wiederspiegelt“, erläutert die Designerin.

Maria Grazia Chiuri ließ sich von Dichterinnen, Autorinnen und intellektuellen Frauen inspirieren, die ein einfaches weißes Hemd oder bequeme Kleidung zuhause trugen.  Basis für viele Modelle ist das Herrenhemd, das zur Tunika oder zum Kleid wird. Hier zeigen sich sowohl indische Muster als auch Patchworks mit Spitzeneinsätzen.

Fließende Stoffe umspielen die Formen des Körpers, passen sich ihm an, wie der Seidenmusselin der langen Kleider in hellblauen Nuancen, dunklem Ocker, hellem Orange oder mit Perlenstickereien. Die Taille wird durch Smok unterstrichen oder tiefer gesetzt, um so die Idee von Schönheit und Komplexität in Tradition und Moderne umzusetzen.

Hermès setzt auf Freiheit, auf Kleidung, die den Körper wie eine zweite Haut umhüllt. Designerin Nadège Vanhee-Cybulski zeigt eine Kollektion, die die Silhouette in Szene setzt. Für ein freiheitliches Kleidungsstück steht wiederum das Material als Schutz. Puristische Linien lassen Raum für Sinnlichkeit indem der Rücken frei bleibt und den Blick auf nackte Hut gewährt. Die Farben bewegen sich zwischen Hellblau, sonnigen und pudrigen Beigetönen, Naturfarben und kräftigem Rot.

Die Verbindung zur Sattlerei, dem Ur-Metier des Luxushauses, wird durch fein geflochtenes Leder oder eine Tasche in Sattelform hergestellt. Eines der Schlüsselelemente, die Schürze, wird zum Kleid oder zum Trägerrock. Mäntel und Kostüme sind großzügig geschnitten, umspielen den Körper. Die meisten Outfits sind ohnehin aus Leder und schaffen die Verbindung zu den Codes des Hauses. Auch das mythische Carré darf nicht fehlen und erhält als Anzug einen neuen Look.

Auflösung der Grenzen zwischen maskulin und feminin 

Auf ein vages Terrain begibt sich Nicolas Ghesquière mit der Louis-Vuitton Kollektion. Die Grenzen zwischen maskulin und feminin lösen sich zunehmend auf, um einer neuen Kreativität Platz zu machen. Eine Mode, die beide Geschlechter tragen können, ist für den Louis-Vuitton-Designer eine faszinierende Herausforderung, um diese letzten Grenzen umzustürzen. Als Ausdruck der bestehenden riesigen Modelandschaft, bewegt er sich gleichzeitig auf einem neutralen Terrain, dem er Farbe, einen Charakter und eine Persönlichkeit gibt. 

„Ich habe mir die Schauspielerinnen im Moment des Photo-Call durch die Fotografen auf dem roten Teppich, in etwas lasziver Haltung, genau gegenüber den Fans hinter den Barrieren vorgestellt. Das ist großes Kino außerhalb des Kinos und das mag ich“, umreißt Chanel -Designerin Virginie Viard Ihre Kollektion.

Gabrielle Chanel und Karl Lagerfeld haben Unmengen von Schauspielerinnen gekleidet, die uns zum Träumen brachten. Die aktuelle Kollektion will aber keine Vintage-Fashion, sondern lebendige Mode sein. Das klassische Tweed-Kostüm darf nicht fehlen, es zeigt sich in Rosé, Ecru oder Schwarz. Daneben geben Fluo-Jeans, fließende Kleider, Bermudas und mit „Chanel“ bedruckte T-Shirts der Kollektion neuen Pep.  Lange Kleider mit schwarz-weißem Blümchendruck oder aus ultra-dünnem Tweed und mit Pailletten bestickte Ensembles runden das Bild ab. (Fotos: Dior, Hermès, Louis Vuitton, Chanel)

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