Fotografien von Graciela Iturbide in der Fondation Cartier in Paris
Mit der Fotografie kam die Mexikanerin Graciela Iturbide in den 1970er Jahren in Berührung, als sie Manuel Àlvarez Bravo, den Pionier der künstlerischen Fotografie Mexikos, auf seinen Reisen durch mexikanische Dörfer und auf populären Festen begleitete. Sie lernte von ihm, beobachtete wie er den richtigen Standort wählte, um dort fast unsichtbar und diskret zu warten, was passierte. Manuel Àlvarez Bravo wurde ihr Mentor und vermittelte ihr seine Sensibilität und seine menschliche Betrachtung der Welt. So setzte auch Graciela Iturbide den Schwerpunkt ihres Schaffens auf den Menschen und das Alltagsleben verschiedener Gemeinschaften in Mexiko.
Die Ausstellung in der Fondation Cartier zeigt zahlreiche Porträts und Objekte, die sie zwischen den 1970er und 1990er Jahren auf ihren Reisen nicht nur durch Mexiko, sondern auch durch Deutschland, Spanien, Ecuador, Japan, die USA, Indien, Madagaskar, Peru, Argentinien und Panama faszinierten. Zu ihren für diese Zeit typischen Serien gehört „Los que viven en la arena“ (1978) für die sie lange Zeit mit den Seri in der Sonora Wüste Mexikos lebte. „Juchitán de las mujeres “(1979-1989), die sie den Zapoteken-Frauen im Oaxaca Tal im Südosten Mexikos widmete, sowie die „White Fence Gang“ Serien (1986 -1989) , über die Cholos, mexikanische Banden in Los Angeles und Tijuana.
Obwohl sie immer als zaubernde Realistin bezeichnet wurde, sieht Graciela Iturbide ihr Werk eher mit Poesie und Fantasie, was die dokumentarische Seite ihrer Fotografien weiter setzt und in ihr die Möglichkeit findet, etwas daraus zu lernen und sie immer noch bei allen reisen in Staunen versetzen kann.
„Wissen hat immer zwei Seiten: wenn man reist, entdeckt man die Dinge von außen und in seinem Inneren durch seine Einsamkeit“, weiß Graciela Iturbide.
Titelfoto: Cristina tomando fotos, White Fence, East L.A, Estados Unidos, 1986 (Silbergelatine Abzug)
